Barrierefreiheit – Herausforderungen und Lösungsansätze

Im Projekt DeineStadt wird ein 3D-Fahrsimulationsspiel entwickelt, das in Beteiligungsveranstaltungen genutzt werden soll. Dieses Spiel richtet sich insbesondere an junge Menschen und bietet eine interaktive Möglichkeit, sich mit städtischen Mobilitätsthemen auseinanderzusetzen. Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Barrierefreiheit. Auch wenn die Entwicklung des Spiels noch nicht abgeschlossen ist, werden Barrierefreiheit und Inklusion von Anfang an mitgedacht und bei der weiteren Ausarbeitung genau geprüft. Wo technische Hürden bestehen, versuchen wir alternative Wege der Partizipation anzubieten, um alle Zielgruppen einzubinden, auch wenn diese das Spiel nicht oder nicht vollumfänglich bedienen können.

Computerspiele, insbesondere komplexe 3D-Simulationen, stellen oft spezifische Anforderungen an die Barrierefreiheit. Die wesentlichen Herausforderungen für die Barrierefreiheit von Computerspielen umfassen folgende Bereiche:

  • Eingabegeräte: Nicht alle Menschen sind in der Lage, Standard-Eingabegeräte wie Maus und Tastatur zu verwenden. Hier könnten alternative Steuerungsmethoden notwendig sein.
  • Visuelle Barrieren: Für Menschen mit Sehbehinderungen oder Blindheit kann die visuelle Interaktion mit der Spielwelt problematisch sein.
  • Auditive Barrieren: Menschen mit Hörbehinderungen oder Gehörlosigkeit sind auf visuelle Alternativen für akustische Signale angewiesen.
  • Kognitive Barrieren: Komplexe Steuerungen und mehrschichtige Spielmechaniken stellen eine Herausforderung für Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen dar.

Herausforderung bei der Entwicklung des Serious Games

Um den Zugang für möglichst viele Nutzer*innen zu sichern, prüfen wir bei der Konzeption und Entwicklung des Spiels folgende Einschränkungen und Maßnahmen.

1. Motorische Einschränkungen

Die Steuerung des Spiels erfolgt typischerweise durch Maus, Tastatur oder Game-Controller, was als Standard in der Industrie etabliert ist. Bei Verfügbarkeit komplexerer Steuerungsmethoden wie Lenkrad, Fahrrad, kamerabasierte Bewegungssteuerung oder anderen spezialisierten Eingabegeräten, die wir für das Projekt noch prüfen werden, dienen die etablierten Geräte trotzdem als Backup. Aufgrund der Diversität motorischer Einschränkungen ist es herausfordernd, eine universelle Lösung zu finden, die für alle Nutzer*innen funktioniert. Während es einige prototypische Ansätze gibt, die traditionelle Eingabemethoden ersetzen könnten, benötigen Menschen mit motorischen Einschränkungen häufig maßgeschneiderte Lösungen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind.

Alternative Partizipation: Sollte eine direkte Teilnahme am Spiel nicht möglich sein, könnten alternative, barrierefreie Medien, wie etwa Videos, Karten oder Diskussionen, angeboten werden, die die Teilnehmenden dennoch aktiv in den Planungsprozess einbinden.

2. Seheinschränkungen

Menschen mit Sehbehinderungen könnten Schwierigkeiten haben, die grafischen Inhalte des Spiels zu nutzen. Eine vollständige Anpassung der 3D-Welt für Screenreader oder ähnliche Technologien ist technisch nicht umsetzbar, da das Spiel stark auf visuelle Darstellungen setzt. Wir werden jedoch prüfen, ob es Optionen gibt, den Kontrast und die Lesbarkeit der Benutzeroberfläche zu verbessern und verschiedene Farbschemata für Menschen mit Farbsehschwächen anzubieten.

Alternative Partizipation: Für Personen mit vollständiger Sehbehinderung könnten wir prüfen, die Inhalte des Spiels in Form von begleitenden Audiomaterialien zugänglich zu machen. Auch moderierte Veranstaltungen, in denen Teilnehmende ihre Gedanken und Vorschläge mündlich einbringen können, sind denkbar, jenach verfügbaren Kapazitäten im Projekt.

3. Gehörlosigkeit und Höreinschränkungen

Das Fahrsimulationsspiel wird möglicherweise akustische Rückmeldungen und Hinweise beinhalten, die für Menschen mit Hörbehinderungen oder Gehörlosigkeit schwer zugänglich sind. Hier könnten visuelle Alternativen, wie Untertitel für relevante Audioinhalte oder visuelle Warnsymbole, geprüft werden. Eine vollständige Bereitstellung aller akustischen Signale in visueller Form ist jedoch sehr aufwendig und möglicherweise nicht realisierbar.

Alternative Partizipation: Falls eine barrierefreie Anpassung nicht vollständig umsetzbar ist, könnten zusätzliche Informationsmaterialien in Textform oder untertitelte Videoinhalte bereitgestellt werden, um gehörlosen Teilnehmenden eine alternative Partizipationsmöglichkeit zu bieten.

4. Kognitive Einschränkungen

Komplexe Spielmechaniken und eine anspruchsvolle Steuerung könnten für Menschen mit kognitiven Einschränkungen eine Herausforderung darstellen. Wir werden untersuchen, ob eine vereinfachte Spielvariante mit weniger komplexen Steuerungen und einer klar strukturierten Benutzeroberfläche umsetzbar ist. Diese Variante könnte auch durch einen „Erklärmodus“ ergänzt werden, der die Schritte im Spiel langsam und verständlich erklärt.

Alternative Partizipation: Sollten Personen mit kognitiven Einschränkungen Schwierigkeiten haben, das Spiel zu nutzen, könnten ggf. Alternative oder zusätzliche Formate wie Workshops oder moderierte Gespräche, die auf einfache Art und Weise die Planungsinhalte behandeln, angeboten werden.

5. Verfügbarkeit

Zusätzlich wird geprüft, ob der Demonstrator auch auf „Consumer Devices“ für den privaten Gebrauch bereitgestellt werden kann. Diese Option könnte jedoch zu Qualitätseinbußen führen, insbesondere bei der visuellen Darstellung, da die Leistungsfähigkeit der Endgeräte variieren kann. Eine verminderte Auflösung, niedrigere Detailstufen oder verringerte Bildwiederholrate kann zu einer Reduktion der wahrgenommenen Qualität des Demonstrators führen, sowie das Nutzendenerlebnis verschlechtern. Darüber hinaus würde die Vielfalt der im Haushalt verfügbaren Eingabegeräte Einfluss auf die Nutzung des Demonstrators haben. Es ist daher notwendig, sicherzustellen, dass die etablierten Steuerungsmöglichkeiten unterstützt werden.

Eingeschränkte Anwendbarkeit gängiger Barrierefreiheitstechnologien

Einige der für Software üblicherweise empfohlenen Technologien zur Barrierefreiheit sind bei einem 3D-Simulationsspiel schwer oder gar nicht umsetzbar. Wir werden dennoch prüfen, inwiefern Anpassungen möglich sind, müssen jedoch auch darauf hinweisen, dass folgende Methoden in einer solchen Anwendung nur bedingt eingesetzt werden können:

  • Screenreader: Diese Technologie, die Text und grafische Elemente vorlesen kann, stößt in 3D-Spielen an technische Grenzen. Da unser Spiel auf visuelle und räumliche Interaktionen angewiesen ist, können Screenreader diese Umgebung nicht sinnvoll erfassen. Wir werden daher prüfen, ob es alternative Möglichkeiten gibt, etwa durch zusätzliche Beschreibungen in Textform oder Audiomaterial, die zumindest Teile des Inhalts zugänglich machen.
  • Alternative Eingabemethoden: Geräte wie Eye-Tracking, Sprachsteuerung oder spezielle Game-Controller sind theoretisch denkbar, erfordern jedoch in der Regel zusätzliche Hardware, die nicht weit verbreitet ist. Die Integration dieser Technologien müsste umfassend getestet werden. Daher könnten diese nur in einem sehr begrenzten Umfang implementiert werden, und wir empfehlen alternative Beteiligungsformate (siehe unten).

Alternativer Zugang zur Beteiligung

Um sicherzustellen, dass alle Bürger*innen, unabhängig von etwaigen Einschränkungen, am Beteiligungsprozess teilnehmen können, könnten über das Projekt hinaus zusätzliche, barrierefreie Wege der Partizipation angeboten werden, sofern die Kapazitäten dafür vorhanden sind:

  • Barrierefreie schriftliche Umfragen: Für Personen, die das Spiel aufgrund motorischer, visueller oder kognitiver Einschränkungen nicht nutzen können, könnten ggf. barrierefreie schriftliche Umfragen zur Verfügung gestellt.
  • Begleitmaterialien in barrierefreien Formaten: Alle relevanten Informationen des Spiels könnten ggf. in alternativen, barrierefreien Formaten bereitgestellt, darunter Textdokumente in leichter Sprache, Audioversionen oder gut sichtbare Printmaterialien.